Der Ablauf einer Einheit

Wie funktioniert das Programm?

Das vorliegende Präventionsprogramm ist für einen längeren Zeitraum mit wöchentlichen, 20- bis 30-minütigen Einheiten vorgesehen. Die Zeitspanne gibt den Kindern Gelegenheit, sich kennen zu lernen, zueinander Vertrauen zu fassen und nach und nach die sozialen und emotionalen Kompetenzen zu erwerben.

Die erwachsene Person, die die Kinder betreut, hat damit auch Zeit, die Kinder besser kennen zu lernen.

  • Eine Gruppe sollte höchstens zehn Kinder umfassen, um eine gute Betreuung zu ermöglichen: Jedes Kind soll während dieses Zeitraums Gehör und Raum für sich finden.
  • Je nachdem wie viele Kinder eine Tagesstruktur besuchen, können mehrere Gruppen über die Woche verteilt organisiert werden.
  • Die Kinder sollten allerdings immer in der gleichen Gruppe bleiben und das Programm wenn möglich auch immer mit derselben Betreuungsperson durchlaufen.
  • Voraussetzung ist, dass die Eltern über den Inhalt des Programms informiert sind und ihre Einwilligung geben.

1. Begrüssung: «Wie geht es euch heute?» (5′ bis 10′)

Jede Einheit beginnt mit einer Begrüssung. Dabei geht es darum, jedem Kind die Gelegenheit zu geben, seinen eigenen Gefühlszustand sowie den der anderen Kinder wahrzunehmen und zu erleben, dass die erwachsene Person die Freuden und Sorgen, die es empfindet, ernst nimmt. Diese regelmässige dem Kind gewidmete Aufmerksamkeit ermöglicht es ihm, eine stabile Beziehung zu einer weiteren erwachsenen Bezugsperson ausserhalb des Elternhauses aufzubauen. Dies kann dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl des Kindes zu erhalten oder zu verbessern. Die Phase der Begrüssung bietet den Fachleuten ausserdem Gelegenheit, jedes Kind von Mal zu Mal besser kennenzulernen und frühzeitig eventuelle Schwierigkeiten wie zum Beispiel Ausgrenzung, eine missverstandene Rüge etc. zu erkennen.

Durch das aktive Zuhören hilft der Erwachsene dem Kind, mit Schwierigkeiten zurechtzukommen, bevor sie immer grösser werden und sich zu richtigen Problemen entwickeln können. Während dieser Einstiegsphase kann beispielsweise die Aktivität „Die drei Gesichter“ eingesetzt werden.

2. Die Kinder auf eine Geschichte vorbereiten (3’)

Während sich die Kinder an einem Platz bequem einrichten, der für diese Aktivität vorgesehen ist, hilft eine Hintergrundmusik dabei, eine konzentrierte Atmosphäre zu schaffen. Bevor die Geschichte beginnt, stellt der Betreuer/die Betreuerin sie in wenigen Worten vor.

3. Die Geschichte anhören (2’ bis 3’)

Jede Geschichte kann auch mehrmals eingesetzt und gehört werden. Dies hängt von der Art der anschliessend angebotenen Aktivitäten ab. Noch dazu hören Kinder oft gerne mehrmals die gleiche Geschichte. Zeigen Sie währenddessen die ausgedruckten Bilder zu den verschiedenen Szenen. Unter “Ziele und Geschichten” finden Sie eine Zusammenfassung der vorgeschlagenen Themen.

4. Eine Diskussion anregen (5’)

Wenn nötig können nach der Geschichte nochmals die Regeln genannt werden, die gelten, um sich zu Wort zu melden:

  • Sich per Handzeichen melden
  • Anderen zuhören und sie beim Reden nicht unterbrechen
  • Sich über andere nicht lustig machen
  • Wenn ein Kind nichts sagen möchte, muss es das auch nicht

Im Anschluss an die Geschichte kann man die Diskussion spontan entstehen lassen oder sie mit offenen Fragen anregen. Die Kinder teilen ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle mit. Dies ermöglicht ihnen zu verstehen, dass sie mit ihren Ängsten, Streitsituationen oder anderen Schwierigkeiten nicht allein sind und sie sich gegenseitig helfen oder um Hilfe bitten können, um Probleme zu lösen.
Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Kinder die Geschichte verstanden haben, beispielsweise indem man sie darum bittet, die Geschichte noch mal in ihren eigenen Worten zusammenzufassen. Manche Kinder denken lange nach, andere Kinder interessiert eine Geschichte gar nicht. Wichtig ist, dass die Kinder, die etwas sagen möchten, zu Wort kommen und die Kinder, die schweigen möchten, dies auch tun können.
Es gibt weder «richtig» noch «falsch», die persönliche Auffassung eines Kindes ist immer gerechtfertigt!

5. Spielerische Aktivitäten (5’ bis 15’ und mehr)

Die in der «Spielsammlung» angebotenen Gruppenspiele dienen nach der offenen Diskussion oder – je nach Situation – auch direkt nach der Geschichte dazu, dass die Kinder positive Erfahrungen machen, welche sie in ihren Kompetenzen stärken. Anhand der Spiele können die Kinder verinnerlichen und anwenden, was sie aus der Geschichte gelernt haben (beispielsweise die Stärkung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls oder sich selbst und andere besser verstehen lernen, Unterschiede akzeptieren, lernen mit Ängsten, Enttäuschungen etc. umzugehen) und insbesondere die Erfahrung machen, dass jede Person einzigartig ist und über Ressourcen verfügt.